Saturday, October 23, 2010

Von Negerküssen, Mohrenköpfen, dem Sarottimohren in der Mausefalle und dem Echo der eigenen Xenophobie.


Herr Sarazin hat geschafft was schon lange niemandem mehr gelungen ist – eine Randerscheinung der großen Politik zum Tagesthema Deutschlands zu erheben und gleichzeitig ein paar zusätzliche Euro für seine Rente zu verdienen. Gekonnt widmet er sich einem Thema welches jeden Deutschen, zumindest im Unterbewusstsein, bewegt. Sein Buch ist über Nacht zum Bestseller geworden. Ob es inhaltlich diesen Ruhm verdient kann ich nicht beurteilen da ich es noch nicht gelesen habe – wenn ich Zeit habe hole ich dies möglicherweise nach.

Meine Gedanken und Fragen zum Thema: „Deutschland schafft sich ab“ beziehen sich mehr auf unsere Gefühlswelt in der Multikulturellen Gesellschaft – übrigens nicht nur in Deutschland – und wie wir mit ihr umgehen.

Wer kennt nicht das Schuldgefühl sich bei einem ausländerfeindlichen Gedanken zu ertappen. Auch wenn er nur ganz flüchtig durchs Bewusstsein huschte, sozusagen ohne eine Spur zu hinterlassen, er war da, er war Realität.
Schnell und wie der Blitz korrigiert man diesen Irrläufer seiner Gefühlswelt; So was denkt man nicht, das gehört sich nicht, denn man geht ja mit der Zeit, ist liberal, modern und multikulti.

Vor noch nicht allzu langer Zeit waren Mohrenköpfe und Negerküsse Lieblings-Naschereien für Groß und Klein. Dass sie heute Schokoküsse, oder Schaumküsse heißen liegt nicht daran dass sich die Rezeptur der Füllungen geändert hat. Verändert hat sich die Rezeptur unserer Wahrnehmung. Mit der Namensänderung glauben wir den Negerkuss salonfähig zu machen und dem Mohrenkopf seine politische Brisanz zu nehmen. Wir demonstrieren damit unser intellektuelles Reaktionsvermögen auf Einflüsse der Umwelt und bilden uns dabei ein, interkulturell kompetent zu sein.
Ähnlich ist es mit dem Sarotti-Mohr der seit 2004 Sarotti-Magier heißt und kein Tablett mehr trägt obwohl er 1918 in Berlin in der Mohrenstrasse geboren wurde und nicht in der Magierstrasse.
Wer mit dem modernen Geschäftsleben vertraut ist kann sich bildlich vorstellen was sich 2004 auf der Vorstandsetage von Stollwerk (Brandbesitzer von Sarotti) abspielte. Unternehmens-Magiers brüteten über Marktanalysen, Konsumentenprofilen, Imagestudien, Vertriebsberichten, Produktpräsentationen sowie Werbe- und Kommunikationsvorlagen. Klatsch - die Mausefalle der liberalen Multikulti Gesellschaft schnappte zu und der Mohr war tot - lang lebe der Magier.
Ohne Abschied und ohne große Worte wurde die Mohren-Leiche zu Grabe getragen. Die Hebammen des Magiers prosteten auf die Neugeburt im Zeichen des modernen Zeitgeistes und waren stolz darauf eine Schokolade ohne latente Vorurteile und mit hohem Völkerverständigungsniveau geschaffen zu haben. Dass dabei ein kleiner Teil Deutsche Geschichte und Kultur verloren ging kümmerte sie nicht.


Hauptsache wir haben Intellekt, mit ihm können wir alles, auch das „Anderssein“ der „Anderen“ relativieren, verstehen, kategorisieren, erklären und akzeptieren und gerade das macht uns dem „Anderssein“ der „Anderen“ überlegen.

Sarotti-Mohr, Mohrenkopf und Negerkuss geopfert auf dem Altar interkultureller Kompetenz - ein bescheidener Preis für den Erfolg von Multikulti Fortschritt?

Kürzlich hat nun auch Frau Bundeskanzlerin Merkel festgestellt dass dieser Erfolg bedeutungslos und auf Symbole begrenzt blieb, an der Substanz hat sich nichts verändert. Ob Neger- oder Schokokuss, ob Mohr oder Magier das plakative Bekenntnis zur Anerkennung fremder Kulturen hat keinen wesentlichen Integrationsbeitrag geleistet.
War womöglich Multikulti eine illusorische Kreation cleverer Marketeers zur künstlichen Marktstimulierung, zum Beispiel für Arbeitskräfte? Ist das Resultat so ähnlich wie wenn man einen Riesling und einen Cabernet zusammen schüttet?

Stellt sich die Frage wie wir in Zukunft bei zunehmender Globalisierung mit dem „Anderssein“ umgehen werden. Obwohl sich vieles messen, einteilen, zerteilen, verteilen und erklären lässt, die Essenz kultureller Existenz ist nicht messbar auch wenn wir uns das noch solange einreden.
Vielleicht ist es an der Zeit kein schlechtes Gewissen mehr zu haben weil es uns besser geht als vielen Anderen und uns zu besinnen auf unsere ureigene Kultur mit ihren Werten wie Kompetenz, Toleranz, Ordnungstreue und Arbeitsamkeit anstatt politischer Korrektheit zu dienen.
Dies würde sicherlich auch den „Anderen“ die Entscheidung pro oder kontra Integration bei uns leichter machen. Interkulturelle Kompetenz besteht nicht zuletzt darin zu akzeptieren dass man das „Anderssein“ nie ganz verstehen wird. Dazu gehört Ehrlichkeit mit sich selbst und das Eingeständnis dass unsere kollektive Gefühlswelt durch Jahrhunderte Geschichte geprägt wurde. Den Vater, als Beispiel, der seine Töchter verschleiert in die Schule schicken und ihre Ehemänner bestimmen will respektieren wir – in seinem eigenen Land und in seinem eigenen Kulturkreis – in unserer Gesellschaft ist er fehl am Platze.
JS

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